Missbrauch ist zurzeit ein Thema, über das, zumindest in den Medien, viel gesprochen wird. Das ist gut so. Denn Missbrauch zerstört das Leben. Betroffene haben nicht nur das Recht, dass ihnen zugehört, sondern auch Recht gesprochen wird. Auch in unseren Gemeinden ist Missbrauch eine Erfahrung die viele Menschen machen. Leiter nutzen die Bibel, Prophetien und Eindrücke, um damit andere zu manipulieren. Es wird behauptet, dass Gott einen nur segnet, wenn man richtig glaubt und den Anweisungen folgt. Wer anderen einimpft, dass nur der Glaube in dieser Gemeinde der Richtige ist, wer andere Meinungen nicht zulassen kann und Christen, die widersprechen, als Menschen mit falschem Glauben zu Außenseitern macht, der begeht geistlichen Missbrauch.
Das gilt auch, wenn in der Familie Eltern mit dem Glauben Macht ausüben und ihre Kinder damit kontrollieren. Die eigenen Wünsche und Träume werden von den Eltern lächerlich gemacht. Eltern wissen alleine, was gut und richtig für das Kind ist. Strafe spielt in einer solchen Familie eine große Rolle. Dabei geht es nicht nur um körperliche Gewalt. Schweigen, Weinen und Rückzug der Eltern ist eine perfide Waffe, mit der sie Kindern ein schlechtes Gewissen machen, damit sie sich schuldig fühlen. Es ist kaum möglich, sich diesem System zu entziehen.
Die Folgen:
Nach solchen Erfahrungen leiden Betroffene oft an Schuldgefühlen, an einem eingeschränkten Selbstwertgefühl und unter einer eingeschränkten Fähigkeit, dem Leben und Menschen zu vertrauen. Manchmal bilden sie sich auch ein, für alles, was in ihrem Leben oder im Leben anderer passiert, verantwortlich zu sein. Ihr Gottesbild und ihr Glauben sind tief verletzt. Es dauert oft lange, bis Betroffene erkennen, dass ihnen in dieser Form Unrecht angetan wurde. Am Anfang schämen sie sich auch, weil sie sich unberechtigterweise eine Mitschuld geben. Schließlich, so werfen sie sich vor, hätten sie das doch erkennen müssen.
Seelsorge ist ein Weg, sich davon zu befreien und die Folgen des Machtmissbrauches zu überwinden, frei zu werden und aufrecht gehen zu können.
Dies kann in fünf Schritten gelingen:
Gehör finden – Bestandsaufnahme, was ist passiert
Recht bekommen – Erleben, dass Gott auf deiner Seite steht
Trost erleben – Im Trauerprozess über das, was war, Gott als Fürsorger erleben
Stark werden – Durch gesunde Theologie entdecken, wie Gott wirklich ist
In die Freiheit aufbrechen – Durch Vergebung die Vergangenheit überwinden